Von der Latrine zum Hightech-WC
Die Geschichte des «stillen Örtchens»
WCs in der Antike
Bereits die alten Kulturen wussten den Wert einer sauberen und funktionalen Toilette zu schätzen.
In der Induskultur, etwa 2'600 v. Chr., fanden Archäologen ausgeklügelte Abwassersysteme und öffentliche Latrinen. Und auch die alten Römer hatten komplexe Abwassersysteme und öffentliche Latrinen, die Platz für mehrere Personen boten. Diese Latrinen waren oft mit einem konstanten Wasserfluss versehen, der die Abfälle fortlaufend wegspülte. Komfort und Hygiene steckten damals jedoch noch in den Kinderschuhen, denn für die Reinigung nutzen die Römer Schwämme am Stock.
Der (lange) Weg zur modernen Toilette
Im Mittelalter ging viel vom römischen Wissen über Abwassersysteme verloren. Und so waren Latrinen oft einfache Löcher im Boden oder hölzerne Konstruktionen, die direkt in einen Fluss oder Graben führen. Oder die Notdurft wurde in Eimern verrichtet und danach einfach auf die Strasse gekippt. Dieser Mangel an Hygiene führte dazu, dass sich Krankheiten ausbreiteten.
Erst im 16. Jahrhundert erfand Sir John Harington, ein englischer Dichter und Patenkind von Königin Elizabeth I., eine Art Vorläufer des modernen WCs. Es war ein wassergespühltes System, das jedoch aufgrund fehlender Kanalisation wenig Anklang fand.
Der Durchbruch: Was Wasserklosett (WC)
Im Jahre 1775 patentierte der schottische Uhrmacher Alexander Cumming das erste moderne Wasserklosett. Sein Design beinhaltete eine S-förmige Abflussrohrkonstruktion (Siphon), die dank der Wassersperre dafür sorgte, dass der Geruch nicht nach aussen drang.
Das erste WC nach dieser Konstruktion wurde 1810 in Betrieb genommen.
Moderne Zeiten: Hightech-WCs
Heute hat sich das stille Örtchen in manchen Teilen der Welt zu einer wahren Wellness-Oase entwickelt. Es gibt japanische Hightech-Toiletten, von denen wir mit unseren WCs doch noch ein Stückchen weit weg sind. Der Deckel dieser Japan-Toilette schliesst und öffnet sich selbstverständlich ganz automatisch. Die Wandung wird von einem feinen Wassernebel angefeuchtet, damit nichts kleben bleibt und keine hässlichen Spuren hinterlässt. Der Sitz ist angenehm temperiert. Ein «Arm« fährt aus und führt eine Waschung zarter Zonen durch. Nach der Dusche von unten folgt trocknende Warmluft. Verschiedene Programme lassen sich mit der Fernbedienung anwählen. Damit das Hightech-WC stets ein angenehmer Ort bleibt, messen Sensoren die Umgebungsluft und versetzen sie mit frischen Düften. Und wenn das WC nicht besetzt ist, reinigt intensives UV-Licht die Oberfläche von jeglichen Schmutzartikeln.
Mehr Wellness für den PoPo geht fast nicht.
Wortherkunft: Gut Ding hat viele Namen
Die «Latrine» beispielsweise findet ihren Ursprung im lateinische Wort «lavare» (waschen). Mit der Zeit wurde aus «lavare» eine «lavatrina», dann eine «latrina», bevor es dann Mitte des 17. Jahrhunderts schliesslich zur «Latrine» wurde.
Die Etymologie der «Toilette» beginnt mit dem altfranzösischen «toile», was mit «Tuch» oder «Gewebe» übersetzt werden kann. Die Frisierutensilien und die edlen Kleider der Hofdamen wurden damals in ein «toile» eingeschlagen, um sie vor Staub etc. zu schützen. Als «toilette» wurde die Körperpflege sowie das Frisieren + Ankleiden der Hofdamen bezeichnet. Und wenn schon «toile», dann bitte auch der passende Frisiertisch («table de toilette») und das passende Frisierzimmer («cabinet de toilette») dazu. Die Frauen zu Hofe haben ihre Notdurft denn auch auf den Leibstühlen (Stuhl mit geschlossenem Kasten unter der Sitzfläche, der sich mit einem Klappdeckel öffnen liess) in ihrem «cabinet de toilette» verrichtet.
Und so wurde dann im Französischen aus dem «cabinet de toilette» kurz und bündig das «cabinet», wo man sich erleichtern konnte. Im deutschsprachige Raum hingegen hat sich der zweite Teil durchgesetzt und so ist die «Toilette» seit dem 19. Jahrhundert ein geläufiger Begriff für das WC.
Wobei – und das nur ganz nebenbei: Meine Mutter, die an der Sprachgrenze Ober-/Unterwallis aufgewachsen ist, geht stets aufs «Cabinet» und niemals auf die «Toilette».
Und dann ist da noch das «Abort» aus dem Lateinischen «abortus» (der Abgang). In alten Texten findet man diesen Begriff für den Ort, an den man sich zurückzog, um die Notdurft zu verrichten.
In den USA ist «bathroom» geläufig, selbst wenn dort keine Badewanne steht.
Nebst der Latrine, dem WC, der Toilette, dem Cabinet, dem Abort und dem Bathroom gibts noch unzählige Bezeichnungen für unser stilles Örtchen. Da wäre zum Beispiel «Leseraum», «Thron», «Topf», «Nummero 100», «Null-Null», «Hüsli», «Klosett» oder «Klo».
Kloesie auf dem Klo
Mal Prosa, mal poetisch, mal witzig, mal plump. Wer kennt sie nicht, die Klosprüche? Öffentliche WCs sind ein wahres Eldorado an humorvollen und gelegentlich auch durchaus philosophischen Sprüchen. Die Innenwände vieler öffentlichen Toiletten sind bemalt mit lustigen und nachdenklichen Nachrichten. Ein paar Beispiele gefällig?
Ich geh mal aufs Klöchen, um zu leeren mein Popöchen.
Alle meine Entchen schwimmen im Klosett. Schwimmen im Klosett. Drückste auf das Knöpfchen, sind sie alle weg.
Manche Dinge lernt man erst zu schätzen, wenn sie nicht mehr da sind. Klopapier, zum Beispiel.
Wenn dich jemand verletzt, bleib ruhig und lächle. Das Karma regelt das schon.
Das hier ist eine Toilette und kein Internet-Café. Scheisse und hau ab!
Klosprüche können im weitesten Sinne der Literatur zugeordnet werden, auf jeden Fall jedoch sind sie Teil menschlicher Schriftkultur. Zudem ist die Kloesie so alt wie die menschliche Zivilisation; auch bei archäologischen Ausgrabungen wurden antike Latrinalia gefunden, z.B. in Pompeji.
Klograffiti sind übrigens auch Gegenstand wissenschaftlicher Studien, da sie viel über die Atmosphäre in einer Institution oder ganz allgemein über das menschliche Kommunikationsbedürfnis aussagen können.
Fazit
Die Toilette ist weit mehr als nur ein praktischer Ort – sie ist ein Symbol für Fortschritt, Hygiene und Kultur. Von den antiken Latrinen über die mittelalterlichen Notlösungen bis hin zu den modernen Hightech-WCs hat sie eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen.
Also, das nächste Mal, wenn Sie Ihr stilles Örtchen aufsuchen, nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um die lange und faszinierende Geschichte zu würdigen, die hinter diesem alltäglichen Luxus steckt.
Wir hoffen, Ihnen hat dieser kleine Ausflug in die Welt der Toiletten gefallen.
Und wenn wir für Sie über ein besonderes Thema rund um die Immobilie recherchieren & schreiben können, dann lassen Sie es uns wissen.